Das Vergangene im Gegenwärtigen...                 Zur Hausgeschichte

Nicht nur Menschen, sondern auch Häuser haben ihre Geschichte, die ihren Charakter und ihre Ausstrahlung prägen. So gingen in den Räumen, in denen sich heute die Praxis befindet, über 300 Jahre lang Schuhmacher ihrem Handwerk nach. Spätestens seit 1660 war der Hausbesitz mit einer "Schuhmachergerechtigkeit" verbunden, die es dem entsprechend qualifizierten Inhaber gestattete, das Handwerk in eigener Werkstatt auszuüben. Seitdem lassen sich auch die zahlreichen Besitzerwechsel - durch Verkauf, Erbe oder Heirat (der Schuhmacherwitwe) - nachvollziehen. Im vorderen Teil, zu den Grüben hin, befand sich der Schuhladen, an den sich alteingesessene Burghauser noch oft wegen seiner Salamander-Schuhe (durch Engelbert Krügl seit 1925) erinnern. Im hinteren Teil, mit den Fenstern zum Garten, lag die Werkstatt. Hier arbeitete seit den 40er Jahren Krügls Schwiegersohn Emil Gastbühl, der letzte Schuhmachermeister. Denn mit seinem Tod 1985 endete diese jahrhundertealte Tradition In den Grüben 136. Das 1991 vom Stadtmuseum erworbene Inventar seiner seit 100 Jahren nahezu unveränderten Werkstatt bildete zunächst die Basis der Sonderausstellung "Gegangene Vergangenheit" über das Schuhmacherhandwerk in Burghausen und konnte dann lange in einem Schaufenster am Bichl bewundert werden. Künftig wird es seinen Platz im neuen Stadtmuseum auf der Burg erhalten. Die große Bildertafel im vorderen, dem heutigen Warte- und Gruppenraum der Praxis vermittelt einen Eindruck von der Schuhmacherwerkstatt, an deren Stelle sich heute der Behandlungsraum mit der roten Couch befindet - so begegnen sich Vergangenheit und Gegenwart. Denn das Aufspüren und Bewahren oder Bewältigen des Vergangenen im Gegenwärtigen ist schließlich auch ein zentrales Thema in der Psychotherapie.